Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) bereitet Sorge wegen möglicher Zerstörung des Landschaftsbildes

Karte der Gemeinde zur geplanten Vorrangfläche Windenergie
Satellitenbild der betroffenen Fläche

von Florian Panknin



Der Landkreis Göttingen erstellt gegenwärtig für seinen Planungsraum ein Regionales Raumordnungsprogramm (RROP). Dieser Planungsraum umfasst 18 Kommunen zu denen auch die Gemeinde Bad Grund mit ihren Ortschaften zählt. Im RROP wird die angestrebte räumliche und strukturelle Entwicklung des Landkreises Göttingen getroffen und für einen zehnjährigen Zeitraum festgelegt. Ein RROP entfaltet damit eine starke Steuerungs- und Bindungswirkung. Stellungnahmen zu den Planungen können bis Ende Juli 2021 eingereicht werden.

Aus diesem Grund befasst sich auch die SPD-Fraktion mit dem RROP. Mit besonderer Sorge haben die Mitglieder zur Kenntnis genommen, dass die bisherige Planung vorsieht, ein Vorranggebiet Windenergie in der Gemeinde zwischen der Bergstadt Bad Grund und dem Flecken Gittelde auszuweisen. Die so genannte Potenzialfläche gliedert sich in zwei Teilflächen die sich in der unmittelbaren Sichtlinie der Ortschaften befinden. Die SPD hat zwar grundsätzlich eine positive Haltung gegenüber erneuerbaren Energien, hält jedoch mit Blick auf die unterschiedlichen Interessenlagen eine ausgewogene Planung für zwingend erforderlich.

In der Gesamtbeurteilung gelangt der Entwurf des RROP selbst zu dem Ergebnis, dass sich durch die Nutzung der Fläche mit Windenergieanlagen eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ergäbe. Durch großflächige Überlagerungen mit Flächen für den Biotopverbund würden zusätzlich erhebliche Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt verursacht. Es bestünde ein mittleres artenschutzrechtliches Risiko, denn der Landschaftsraum sei mit kleinen Waldflächen, Einzelbäumen und Offenland sehr typisch für Rotmilanvorkommen.

Die Bergstadt Bad Grund sei als Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus, der in 750 m Entfernung liegende Weltwald als Vorranggebiet für infrastrukturbezogene Erholung, das Höhlenerlebniszentrum als Vorrang Tourismusschwerpunkt festgelegt. Der Entwurf stellt selbst fest, dass Sichtbeziehungen von diesen Einrichtungen trotz des Höhenunterschiedes nicht ausgeschlossen werden könnten. Im Ergebnis sieht der Entwurf des RROP die Potenzialfläche als nur bedingt geeignet als Vorranggebiet für die Windenergie an (Quelle: https://www.landkreisgoettingen.de/unser-landkreis/regionalplanung/neuaufstellung-rrop.html dort: Anhang A Methodenverband Wind).

Die SPD fürchtet, die Fläche könne dennoch als Vorrangfläche ausgewiesen werden. Im Rahmen eines Ortstermins haben sich die Mitglieder der Ratsfraktion gemeinsam mit Bürgermeister Harald Dietzmann einen Überblick über die betroffene Fläche verschafft. Hierbei erkannten die Mitglieder sofort, dass eine nicht nur unerhebliche Beeinträchtigung von modernen Windenergieanlagen ausgehen würde.

Die Sichtbarkeit und eine Geräusch- sowie Schattenentwicklung beträfe die Ortschaften Bad Grund und Gittelde unmittelbar. Aber auch darüber hinaus wären die Anlagen bereits aus großer Entfernung sichtbar und würden das besonders für die Naherholung und den Tourismus wichtige Landschaftsbild zerstören. Auch die Entfernung der Fläche von betroffenen Siedlungs- und Nutzungsgebieten wurde nach Ansicht der Fraktion nicht hinreichend berücksichtigt. So befindet sich der Campingplatz Hübich-Alm deutlich näher an der Fläche als die im Entwurf zum RROP berücksichtigten 1000m. Bereits jetzt können moderne Windenergieanlagen Nabenhöhen von über 160m erreichen. Gerade bei einer Errichtung in windreichen Höhenlagen ergeben sich unter Einbeziehung der langen Rotorblätter weithin sichtbare Bauten.

Eine hierzu gefertigte Foto-Montage (siehe oben) zeigt den Blick auf die betroffene Fläche von Bad Grund aus mit einem Standort direkt unterhalb der Hübich-Alm. Die SPD sieht bei einer derartigen Veränderung des Landschaftsbildes mehr als eine nur unerhebliche Beeinträchtigung. Hierbei sind bereits geplante Siedlungsbereiche am Ortsrand der betroffenen Ortschaften noch gar nicht berücksichtigt.

Die SPD spricht sich gemeinsam mit Bürgermeister Harald Dietzmann daher ausdrücklich gegen eine Ausweisung der Fläche als „Vorranggebiet Windenergie“ aus. Hierzu wird die Fraktion an der gemeindlichen Stellungnahme aktiv mitwirken.


Ortstermin an der Vorrangfläche Windenergie
Mitglieder der Ratsfraktion trafen sich zum Ortstermin