"Der 1. Mai ist mehr als nur ein Feiertag"
Ein Beitrag aus der Serie "GRUNDsätze"

von Florian Panknin



Ausgehend von den Forderungen erst australischer und später amerikanischer Arbeiter nach einem Achtstundentag markierte der 1. Mai ursprünglich einen Tag der Massenstreiks. Tausende Arbeiter schlossen sich zusammen, traten in den Streik und nahmen an Kundgebungen teil.

Nur gemeinsam konnten die Arbeiter erfolgreich für ihre Rechte kämpfen und eine Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebenssituation erreichen. In Deutschland entstanden die Gewerkschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch wenn es Arbeitskämpfe schon früher gab, traten die Arbeiter nun organisiert auf und bildeten eine Gemeinschaft, deren Interessen man nicht länger ignorieren konnte.

Dieses Eintreten füreinander, diese Solidarität waren für die Arbeiterbewegung unverzichtbar. Und unverzichtbar ist diese Solidarität auch heute.

Selbst wenn das 19. Jahrhundert lange vergangen erscheint, ist das Ziel der Bewegung, flächendeckend faire Arbeitsbedingungen zu schaffen, leider noch lange nicht erreicht. Gerade die gegenwärtige Pandemie legt offen, welche Berufsgruppen - obgleich unverzichtbar - nicht die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen.

Nur beispielhaft seien die Mitarbeiter der Einkaufsmärkte erwähnt, die in der ersten Hochphase der Pandemie die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellten. Gleiches gilt für die Berufskraftfahrer, welche die dringend benötigten Güter nah und fern transportierten und aufgrund geschlossener Einrichtungen dabei weder Pause noch Rast halten konnten.

Ausdrücklich müssen die Angehörigen der Pflegeberufe genannt und hervorgehoben werden. Ohne den noch immer unermüdlichen Einsatz der Beschäftigten in Kliniken, Pflegeheimen, Laboren und Praxen wäre unser Land inzwischen zusammengebrochen. Dabei erhalten diese Kräfte trotz Arbeitsbedingungen jenseits der Belastungsgrenze nicht den Lohn, den sie verdienen.

Schämenswert ist, dass es bis auf Applaus und - vereinzelte - Prämienzahlungen nach über einem Jahr unter dem Eindruck von COVID-19 noch immer keine spürbaren Verbesserungen gibt. Vor allem bei den Gehältern.

Der 1. Mai gilt nach der Definition einiger Landesgesetze als Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde. Das ist richtig und wichtig. In diesem Jahr heißt es jedoch, sich wieder auf den Ursprung zu besinnen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Blick zu haben.

Das ist ein Ziel, das wir wie damals in den Anfängen der Arbeiterbewegung nur gemeinsam erreichen können. Solidarisch.